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“Pyramiden von Gießen” Review in der Testcard #20

Posted on May 24, 2011

DATASHOCK

Pyramiden von Gießen (2LP)

Taramöpskäsefuss (MC)

Paradieswärts Dull (MC)

Krautrock ist seit einiger Zeit wieder hip. Nachdem man lange Jahre mit (dem Bekenntnis zu) dieser Musik kein Blumenmädchen gewinnen konnte, dokumentiert sich das Interesse an dieser Musik nicht zuletzt an der Vielzahl von Reissues: von der großzügigen und kostspieligen Wiederaufbereitung des ohnehin längst kanonisierten Schaffens von Neu! bis hin zur Wiederveröffentlichung von obskureren Projekten wie Limbus 4 oder Anima Sound auf den spanischen Label WahWah. Das Interesse an dieser Musik ist vielfach ein historisches, für Plattensammler_innen, die sich als Originalpressung nicht leisten wollen oder können, was die legendäre Nurse With Wound Liste auch beinhaltet; ein günstiger Zeitpunkt also, lange Verschollenes zu einigermaßen moderaten Preisen zu erhalten. Die Aufmerksamkeit für zeitgenössischer Projekte, die in diese Linie von musikalisch-experimentierenden Spielweisen gestellt werden können, scheint hingegen seit dem Abebben dessen, was New Weird America genannt wurde, eher abzunehmen. Hypnagogic Pop, Chill Wave oder Witch House heißen statt dessen die brandneuen Säue, die durchs globale Hipsterdorf getrieben werden.

Datashock, gegründet in Saarlouis, zu Hause in der weiten Welt, entstanden im Kontext des Hypes um das erwähnte New Weird America, knüpften Kontakte zur international vernetzten Szene, veröffentlichten seitdem eine Vielzahl von Tapes, CD-Rs und wenigen LPs und tourten (wie einst Amoon Düül II) eher durch England, als dass die Aktivitäten des Kollektivs in Deutschland zur Kenntnis genommen wurden. (Ausnahme: Martin Büsser in testcard.) In den letzten beiden Jahren wiederum wurde es still um Datashock, so dass im Zusammenhang mit den drei Veröffentlichungen, die nun innerhalb kürzester Zeit erschienen sind, durchaus von einem Comeback die Rede sein kann. Auch musikalisch haben Datashock Mark II sich verändert: Die beiden Tapes dokumentieren Ausschnitte aus Live-Sessions, die mit einem Schlagzeuger und einem weiteren Gitarristen eingespielt sind, die beide neue Akzente setzen und den psychedelisch-mäandernden Improvisationen einen mitunter bluesigen Touch verleihen. „Taramöpskäsefuss“ dokumentiert zudem deutlich die humoristische Seite der Band, von der Namensgebung von Tape und Titeln angefangen bis hin zur beknackt souveränen Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder innerhalb von „Müf Busters“, eingebettet in psychedelische Jams, ausufernde 20-minütige Improvisationen, ruhige, detailverliebte Klangflächen, die mitunter aber auch „derbe rocken“ (das zeigt „Paradieswärts Dull“ eindrucksvoller als „Taramöpskäsefuss).

Es bedeutet in diesem Zusammenhang nicht wenig, auf die musikalische Originalität des Sounds von Datashock hinzuweisen. Mögen vom Ansatz und der Ausführung her sich Myriaden weiterer und ähnlicher Bands innerhalb der neopsychedelischen Szene finden, so ist es um so erstaunlicher, wie unverwechselbar der Sound von Datashock ist. Über sieben Jahre gemeinsamen Spielens haben eine eigene Klangästhetik etabliert, die vor allem live zur vollen Entfaltung gelangt – was bisher immer ein Problem insofern darstellte, als dass die veröffentlichten Aufnahmen, überwiegend Live-Shows dokumentierend, hinter dem Live-Erlebnis (auch reproduktionstechnisch bedingt) zurück blieben, nur das Echo von Datashocks Sound darstellten. Auch „Taramöpskäsefuss“ und „Paradieswärts Dull“, so gelungen beide Veröffentlichungen zweifellos sind, bleiben unter dieser Perspektive hinter dem lebendigen Eindruck zurück, der sich auf „Pyramiden von Gießen“ erstmals voll entfaltet, was für Datashock einen produktionstechnischen und materialästhetischen Quantensprung darstellt. „Pyramiden von Gießen“, veröffentlicht auf dem Hamburger Label Dekorder, macht schon durch seine Präsentation deutlich, dass die Band hier ihr bisheriges Opus Magnum abliefert. Eine Doppel-LP im Gatefold-Cover, ergänzt um Linernotes von Cut-up Autor Jürgen Ploog, der Ende der 60er Jahren zusammen mit dem Übersetzer Carl Weissner Autoren wie William S. Bourroughs hierzulande bekannt machte.

Datashock stellen Bezüge her, legen Fährten aus und pflegen Traditionen, ohne ihnen rückwärtsgewandt auf den Leim zu gehen. Entsprechend nimmt der Sound Anleihen bei Amon Düül II und Harmonia, bei Freak Folk a la Vanishing Voice oder Sunburned Hand Of The Man, ebenso wie starke Blues Einflüsse durch die Pretty Lightnings Christian Berghoff (Schlagzeug) und Sebastian Haas (Gitarre) hinzugekommen sind. Das auf „Pyramiden von Gießen“ 9-köpfige Kollektiv träumt sich durch einen 80 Minuten Trip, dessen Klänge eher durch sie hindurch zum Ausdruck gelangt sind als dass sie wirklich von sich behaupten könnten, sie hätten diese Musik gespielt. Sie hat sich vielmehr ereignet, an wenigen Tagen Ende Dezember 2009. Nun liegt sie exzellent produziert und präsentiert vor und Jürgen Ploog empfiehlt: „Komm mit, Fremder, ich werde dich auf einen Raketenausflug mitnehmen.“ Datashock, kosmische Kuriere, fürwahr!

(Pyramiden: dekorder / a-musik | Taramöpskäsefuss: Earjerk | Paradieswärts: Colour Ride) ha

testcard #20: Access Denied, Seite 238

thx to holger!










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